Letzte Nacht konnte ich mal wieder kein Auge zudrücken. Die ganze Zeit war ich am Grübeln und fragte mich: Wie oft wird dir gesagt: „Du bist zu viel!“🤔 Immer wieder bekomme ich es zu hören und selbstverständlich weiss ich: Es ist lieb gemeint und steht auch immer in engem Kontext mit einer guten Sache. Trotzdem: Es hat mir keine (Nacht-) Ruhe gelassen.
Vergleiche ich nämlich diese Feststellung mit: Zu viel des Guten, ein Glas zu viel, nicht zu viel Umstände, zu viel verlangt, dann bekommt es plötzlich einen negativen Touch. Es heisst ja dann so viel wie: Doppelt und dreifach, viel zu viel, jenseits von Gut und Böse – es steht quasi in keinem Verhältnis. Ja und dann bekomme ich sofort ein mulmiges Bauchgefühl. Bin ich zu viel? Wovon überhaupt? Zu gutherzig, zu nett, zu verrückt, zu direkt, zu lustig, zu zickig … PUH … Im ersten Moment – die halbe Nacht 😉 – war ich total am Boden zerstört, konnte mich dann aber wieder allmählich beruhigen und mir selbst Mut zusprechen.
Mach ich’s nämlich nur halbherzig, dann wird’s ganz sicher nichts. Zumindest gilt das für mich als 0815 Normalo: Ich bin nicht berühmt, kann mit keinem Status Symbol punkten, habe ein Allerweltsgesicht, bin 50+, weder hip noch hot oder megacool, keine Influencerin … also – bitte schön – wie soll man bei acht Milliarden Erdenbürger sichtbar werden? „Normal“ will kein Mensch, oder? Was ist denn an Eiche rustikal oder Feinripp spannend? Genau: Nichts!
Dann schafft man es also nur mit seiner Persönlichkeit. Nur der Mensch macht den Unterschied, das Produkt ist von sich aus ja erst einmal „tot“.
Aber stimmt: Ich bin eine Frau, die zu viel denkt, zu viel gibt, zu viel spricht, zu viel braucht, zu viel will und der Rest der Gesellschaft reagiert: zu frech, zu nervig, zu unschön, zu launisch, zu direkt, zu klein, zu anstrengend, einfach zu viel von allem.
Scheissegal: Ich habe mir vor etwa fünf Jahren ein Credo in mein Herz tätowiert: Mehr zu geben, nichts zu erwarten und Anderen zu nützen. Mit voller Absicht wollte ich mein Leben in eine andere Richtung powern.
Dafür braucht’s einfach mehr als nur Durchschnitt. Und es erfordert: Überwindung, Kraft, Überzeugung, Selbstvertrauen und leider auch viel Herzschmerz. Warum? Viele Menschen sind es sich nicht gewöhnt, wenn ich übers Ziel hinausschiesse, das kann befremden oder im schlimmsten Fall völlig überfordern. Sozusagen ein Overkill an Emotionen. Selbstverständlich merke ich in Millisekunden: „Das war zu viel!“ Ihr ahnt es aber schon: viel zu spät 😏.
Will heissen: Das „Zu viel“ möglichst dosieren und korrigieren, Rückschläge verdauen und einfach weitermachen. So oder so: Ich bin die Frau, die „zu viel ist“ und im ganzem Herzen sich selbst bleibt. Das ist meine Währung.