Rotes Auge

Bei der Nachkontrolle meines  Kontaktlinsenträgers erzählte er mir nebenbei, dass seine Frau schon länger keine formstabilen Linsen tragen könne, weil sie bereits nach kurzer Tragezeit stark gerötete Augen und ein massives Fremdkörpergefühl habe. Und so trage sie, trotz der hohen Kurzsichtigkeit, schon seit längerem wieder ihre Brille. Und dies ziemlich ungern. Ich hatte ihn daraufhin gebeten, bei seiner Abschlusskontrolle seine Frau mitzubringen, damit ich den Sachverhalt einmal anschauen und beurteilen könne.

So gesagt und getan, kamen die beiden etwa zwei Wochen später zu mir in unser Kontaktlinsen-Institut. Tatsächlich: beide Augen waren nach etwa drei Stunden Tragezeit stark gerötet und die Bindehaut bereits angeschwollen. Der Sitz und die Beweglichkeit der Kontaktlinsen waren gut, auch die Sehschärfe mit den Linsen war einwandfrei. Die Kontaktlinsen waren sauber und in Ordnung.

Aufgrund des Befundes vermutete ich, dass eine allergische Reaktion die Ursache der geröteten Augen war. Ihr bisheriges Pflegemittel verwendete sie bereits seit vielen Jahren. Trotzdem und gerade deshalb empfahl ich Ihr neu ein Pflegemittel ohne Konservierungsmittel („Concare Physiol“) zu verwenden.

Eine Woche später stand meine Kundin als wieder geborene glückliche Kontaktlinsen-Trägerin mit weissen Augen freudestrahlend vor mir. In der Nachkontrolle war der Befund des vorderen Augenabschnitts absolut in Ordnung. Tatsächlich waren die enthaltenen Konservierungsmittel Ihres bisherigen Pflegemittels zu stark dosiert und in Ihrem Fall völlig unverträglich.

Die Kundin war lange der Meinung, es läge an den Kontaktlinsen und nicht zuletzt an Ihr selbst. Sehr wahrscheinlich wäre Sie uns langfristig als Kundin verloren gegangen, hätte sich Ihrem Schicksal ergeben und notgedrungen Brille getragen.

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Quelle: Selfie meiner Kundin vom linken Auge

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Schon einmal gesehen?

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Diese formstabile Kontaktlinse wurde über Nacht fälschlicherweise in einem alkoholhaltigen Reiniger (!) aufbewahrt. Dies hat der Kontaktlinse nicht wirklich gut getan. Es haben sich mikroskopisch kleinste Risse gebildet, welche die Linsenmatrix zerstört haben. Die Kontaktlinse, bzw. beide Linsen 🙁 sind nicht mehr tragbar und müssen nun ersetzt werden.

Wichtig:

  • Formstabile Linsen nicht in Reinigungslösungen aufbewahren!
  • Immer die entsprechenden Aufbewahrungslösungen verwenden. Die Packungsbeilage informiert über den Verwendungszweck.
  • Aufbewahrungslösungen für formstabile Kontaktlinsen sind nicht immer auch für weiche Linsen geeignet. Es gibt sogenannte Kombi-Lösungen, die für beide Linsenarten verwendet werden dürfen. Kochsalzlösungen können prinzipiell für beide Linsenarten zum Abspülen verwendet werden.
  • Formstabile Linsen können ausnahmsweise trocken gelagert werden.
  • Reinigungslösungen können teilweise für formstabile und weiche Linsen geeignet sein. Die zugehörige Packungsbeilage gibt darüber Auskunft. Wichtig: nach dem Reinigen immer gut abspülen (Kochsalzlösung).

Ansonsten gilt: Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt, Apotheker ODER Augenoptiker 😉

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„Geiz ist geil“

Unlängst kam eine 25 jährige Kundin zu mir in die Nachkontrolle. Die letzte Kontrolle war vor fünf Jahren (!), unsere Aufgebote zur jährlichen Kontrolle hat sie schlichtweg ignoriert. Ganz offensichtlich plagte sie auch diesbezüglich ein schlechtes Gewissen, zumal das Tragen ihrer Monatslinsen in der letzten Zeit (bei Nachfrage: im letzten halben Jahr) immer schwieriger geworden ist. Morgens, nach dem Aufsetzen der Linsen, störe sie vor allem das starke Brennen der Augen. Ihre Monatslinsen tausche sie normalerweise alle sechs Wochen aus (Anmerkung: sehr wahrscheinlich sind es mehr als sechs Wochen). Sie ist sich aber durchaus bewusst, dass dieser Austausch-Rhythmus nicht dem eigentlichen Zweck dieser Wegwerflinse entspricht.

Beim Absetzen der Kontaktlinsen und der Überprüfung an der Spaltlampe waren die punktförmigen epithelialen Stippen über die gesamte Hornhaut erkennbar: ich vermutete eine allergisch-toxische Reaktion auf das Pflegemittel.

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Bei der Frage nach Ihrem Pflegemittel, meinte sie nur, dass es ist ziemlich günstig sei, aber den Produktnamen leider nicht mehr wüsste. Nach einem ausführlichen Gespräch kamen wir beide zum logischen Schluss, dass sie am falschen Ort spart. Meine Bitte den Tauschrhythmus ihrer Monatslinsen einzuhalten und das Pflegesystem wieder auf das, ihr bereits aus „alten Zeiten“ wohlbekannten, konservierungsmittelfreie Peroxid-System zu wechseln, akzeptierte sie anstandslos. In einer erneuten Kontrolle in 14 Tagen werde ich überprüfen, ob es meiner Kundin und ihren Augen wieder besser geht.

Übrigens, der berühmte Werbeslogan „Geiz ist geil“ von der Elektronikhandelskette Saturn wurde im Dezember 2011 geändert. Das Unternehmen wollte das „Billig-Image“ loswerden und dem allgemeinen Trend nach mehr Qualität folgen. Auch der Servicedienstleistung wollte Saturn wieder mehr Bedeutung schenken. Das neue Motto lautet seither: „Saturn Soo! muss Technik“ Fehlt da nicht irgendetwas?

„The Cornea Horror Picture Show“

Normalerweise bin ich eher selten in der Administration unseres Kontaktlinseninstituts anzutreffen, aber hin und wieder ergibt sich natürlich die Gelegenheit, die eintreffenden Kunden selbst zu bedienen.

Die stark geröteten Augen der jungen Frau fielen mir sofort auf. Sie fragte schüchtern, ob ich ihr einen Termin zur Kontrolle geben könne, da sie seit einiger Zeit massive Probleme mit ihren Monatslinsen hätte. Der Leidensdruck war deutlich spürbar und der von mir kurzfristige Terminvorschlag wurde von ihr sofort angenommen.

Einen Tag später sass sie nun bei mir im Anpassungsraum und beschrieb mir ihre letzten vier Jahre des Linsentragens, eine echte „Linsen-Odyssee“. Sie wurde bereits als 15jährige mit Monatslinsen versorgt und trug diese Linsen täglich von morgens bis abends. Vor vier Jahren wurde das Linsentragen durch eine Hornhautentzündung auf beiden Augen jäh unterbrochen. Eine weitere Entzündung der Hornhaut wiederholte sich zwei Jahre später. Der damalige Augenoptiker tauschte die Monatslinsen durch ein anderes Wegwerflinsenprodukt aus. Als der Augenarzt die massiven Vaskularisationen (Gefässeinsprossungen)  der Hornhaut feststellte, bat er seine Patientin zu einem Kontaktlinseninstitut zu wechseln.Bild_Neo_Elisabeth_Muckenhirn_Quellenangabe_480

Bildbeschreibung: zirkuläre Vaskularisationen Grad 3, deutliche Injektion Grad 3

Bild_nach Abnahme der Linse_Elisabeth Muckenhirn_Quellenangabe_480Bildbeschreibung: Cornea nach Abnahme der Austauschlinse mit Fluoreszein

Meine Kundin beschrieb mir das ständige Fremdkörpergefühl, die täglich stark geröteten Augen, das nur noch stundenweise Tragen der Kontaktlinsen und besonders die häufigen Kopfschmerzen.

Nach der objektiven Beurteilung, Refraktion und einer Topographieaufnahme mit dem Keratograph, setzte ich ihr formstabilen Probelinsen auf. Normalerweise wird ein langjähriger Weichlinsenträger zunächst ein leichtes Fremdkörpergefühl spüren, aber meine Kundin meinte, es fühle sich auf alle Fälle besser an als zuvor.

Jeden Monat bat ich sie zur Nachkontrolle vorbei zu schauen, damit ich die Hornhautoberfläche begutachten und auch messen konnte. Die Hornhautradien veränderten sich in dieser kurzen Zeit sukzessiv, was heisst, sie wurden allmählich wieder flacher und gingen wieder in den ursprünglichen topographischen Zustand zurück. Nach drei Monaten wurde beidseits eine ganze Dioptrie weniger Minus gebraucht, als zu Beginn der Anpassung.

Topographie_Abnahme Austauschlinse_EM_1_480Beispiel rechtes Auge:

1. Messung nach Entnahme der Austauschlinse:

  • rh: 7.53mm
  • rv: 7.41mm
  • A: 18.6°
  • Ast.: 0.7dpt
  • Exz.: 0.57

 

Topographie_nach 3 Mon GPHCL_EM_2_480

 

Messung nach drei Monaten:

  • rh: 7.70mm
  • rv: 7.62mm
  • A: 166.4°
  • Ast.: 0.4dpt
  • Exz: 0.14

 

 

 

Meine Kundin trägt inzwischen problemlos ihre formstabilen Linsen. Die Kopfschmerzen sind verschwunden und der objektive Befund ist einwandfrei, abgesehen von den „Geistergefässen“.

Tipps für Kontaktlinsenanpasser:

  • Die Anpassung über einen längeren Zeitraum, bei möglichst kurzen Nachkontrollintervallen, beobachten.
  • Vergleichsmessungen mit dem Keratograph durchführen und gegebenenfalls die Anpassung auf die neuen Parameter abstimmen.
  • Regelmässige topographische Messungen bei der Nachkontrolle zeigen frühzeitig eventuelle Veränderungen der Hornhautgeometrie. Dies ist besonders wichtig bei Austauschlinsen, bzw. bei allen weichen Kontaktlinsen.
  • In der Nachkontrolle von Weichlinsenträgern gehört die Überprüfung der Hornhaut mit Fluoreszein zur Nachkontrollroutine.

Schon einmal gesehen?

Sehr massive Hornhautödeme verursachen nicht nur Stromaschlieren, sondern führen auch zu Stauchungen und Falten in der Endothelschicht. Dem Beobachter an der Spaltlampe sind sie als gräulich dunkle Linien gut erkennbar. Gewöhnlich verlaufen sie senkrecht parallel, können aber auch in radiärer Form (siehe Bild unten) vorkommen. Diese Stauchungen werden als Decemetsche Falten bezeichnet.

Descemetsche Falten_ Quelle_Dieter Muckenhirn

Schon einmal gesehen?

Basalzellen sind Zellen, die sich in den tiefen Zellschichten des Epithels befinden. Es sind sogenannte Reservezellen und sorgen für die Regeneration abgestorbener Epithelzellen.Die Basalzellen des Epithels werden durch eine Lasik-Operation nach hinten verschoben.

Bei fast fünfzehn Prozent aller Lasik-Operationen wachsen postoperativ Epithelzellen in die Grenzfläche zwischen Flap und Stroma ein (Rapuano, 2010). Dies wird als Epitheleinwachsung nach Lasik bezeichnet. Die Epithelzellen können bereits während der Operation in das Stroma hineinwandern oder auch noch nach Monaten und Jahren in die Grenzfläche gelangen.

Die Betroffenen haben oft starke Schmerzen. Die absterbenden Epithelzellen setzen Enzyme frei, die grössere Schäden am Hornhautstroma und Flap verursachen können.

Epitheleinwachsung nach LASIK_Bild_Dieter Muckenhirn_480

 

 

 

Schon einmal gesehen?

Okulärer Albinismus
 

Beim Albinismus handelt es sich um einen Gendefekt. Die Produktion des wertvollen Pigments Melanin wird im Körper wenig oder ganz blockiert. Die Regenbogenhaut der Augen ist blau, grau, grün oder braun. Je nach Lichteinfall erscheint die Iris aber rot, da der rote Augenhintergrund durch die Pigmentarmut der Blutbahnen durchschimmert. Die Augen können den Lichteinfall nicht regulieren und die Betroffenen haben dadurch eine stark verminderte Sehfähigkeit.

In dem vorliegenden Fall handelt es sich um ein 18jähriges türkisches Mädchen mit einem okulären Albinismus. Dabei hat sich der Melaninmangel ausschliesslich auf die Augen ausgewirkt. Die Haare und die Haut sind normal pigmentiert. Das Mädchen leidet zudem noch unter einem Nystagmus (Augenzittern). Im Foto sind die Augenlinse und auch die Zonulafasern sehr gut erkennbar. Die elastischen Zonulafasern stabilisieren die Augenlinse und übertragen die Bewegung des Ziliarmuskels auf die Linsenkapsel. Damit kann sich die Augenlinse auf die unterschiedlichen Sehentfernungen einstellen.

Das Mädchen wurde mit individuellen weich-torischen Kontaktlinsen erfolgreich versorgt. Das Augenzittern konnte mit der optimalen Korrektur vermindert werden.

Gewinnerbild!

Jutta Friedrich_eingewachsener Baumwollfaden_mit Quelle

Wir sind mächtig stolz:

Unsere Mitarbeiterin Jutta Friedrich hat beim Bilderwettbewerb der VDCO mitgemacht und glatt gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

„Kuriosität im Spaltlampenbefund: Im Bogen angewachsener Baumwollfaden“

 

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Schon einmal gesehen?

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Alle Kontaktlinsenspezialisten aufgepasst! In der Anpasspraxis gibt es auch Befunde, die nicht so einfach zu erklären sind. Ich habe bei dem vorliegenden Fall Herrn Prof. Dr. Rainer Sundmacher befragt. Als Ferndiagnose vermutet er eine Endothelerkrankung, eine sogenannte Endotheliitis, die bereits abgeheilt ist. Diese Veränderung hat bei normalen Augeninnendruck, ohne vorhandenen Glaukomschaden und ohne relevante Topographieveränderung keine Bedeutung. Sollten diese „Narben“ nur einseitig vorkommen, könnte ein Hornhaut-Endothel-Mikroskop Aufschluss über das zentrale Endothel in Form und Dichte geben. Ist die Dichte auf der betroffenen Seite geringer als auf dem Partnerauge, dann spricht dies für eine bereits abgeheilte Endotheliitis. Diese kann nur dann funktionell Folgen haben, wenn die Hornhaut traumatisch belastet wird. Die Endothelreserve ist auf dem betroffenen Auge vermindert.