Klartext reden

«Hast du deiner Oma auch mal gesagt, dass du ihre selbstgestrickten Pullover nicht mehr brauchst und ihre genähten Mode-Prototypen auch in Zukunft nicht tragen wirst?» Ich schon. Meine Oma eine Schneidermeisterin der alten Schule und ich ein Teenager, der schon immer gerne Jeans trägt.  «Ach du grüne Neune.»

Beherzt habe ich damals meine Meinung gesagt. Kurz und bündig. Stimmt genau: Schonungslos. Meine Grossmutter sprach daraufhin eine Weile nicht mehr mit mir. War mir aber egal – Hauptsache keine Buntfaltenhosen, Röcke und gestrickten Pullunder mehr 😉.

Klartext sprechen – bedeutet: Komfortzone verlassen!

Die Karten auf den Tisch zu legen, ist ehrlich gesagt, nicht ganz einfach. Im Gegenteil. Die Angst vor den Konsequenzen, der Verlust an Sympathiepunkten und die Verletzung von Gefühlen ist kein Zuckerschlecken. Wir schleichen wie eine Katze um die Wahrheit herum. Auf keinen Fall die Zunge verbrennen. Also: Viel lieber schweigen und insgeheim die Faust im Sack machen. So bleibt’s erst einmal gemütlich. Die Frage ist: Wie lange?

Kostenlos und so wertvoll:  Ehrlichkeit

Klar: Wer wird schon gerne kritisiert?! Keiner.
Wer wird gerne angelogen? Kein Mensch!

Wir Alle wissen: Konstruktive Kritik bringt uns weiter. Ich persönlich mag klare und ehrliche Worte. Mit Allem, was dazu gehört. Nicht immer einfach – dafür lehrreich und bereinigend.

Ich höre auch ganz genau hin, wenn mein «inner circle» unverblümt die Dinge auf den Punkt bringt. Meine «Best Buddies» sind Leuchttürme. Immer auch für mich da, wenn’s mal brenzlig wird. Das Feedback meiner Herzensmenschen ist Goldwert.

Auf der einen Seite bewundern wir also Menschen, die klare Ansagen machen, nicht drumherum reden und Konflikte nie fürchten. Andererseits sind diese besonderen Exemplare ungeliebt und werden häufig als EGO abgestempelt.

Wollen wir nun Klartext hören? Ja oder Nein? Sag’s du mir!

Ich behaupte jetzt einfach mal: Allen wäre es am liebsten zu wissen, was Sache ist. Erstens ist es auf Dauer ziemlich mühsam allen Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen und zweitens wird nicht nur unser Leben deutlich unkomplizierter. Wichtig: Bestenfalls regeln wir die Sachlage in einem Vier-Augen-Gespräch und nicht über einen Social-Media-Kanal.

Bla bla bla – Nur weil man viel redet, hat man noch lange nichts gesagt

Zuerst noch als stiller Beobachter verfolge ich den Tanz um den heissen Brei. Bereits seit einer halben Stunde wird in einer internen Sitzung hin und her diskutiert. Verbale Flick Flacks, ein Wirrwarr zwischen Lob und Tadel, mal verharmlost dann schöngeredet – ein Brimbamborium zwischen Meckerei und stillem Protest. Ich stöhne und seufze innerlich. «Soll ich jetzt wirklich auch etwas dazu sagen?» Die Entscheidung wird mir in diesem Moment abgenommen. «Was meinst du eigentlich dazu?» OK. Ich atme tief durch und mache mich startklar.

Hier meine ultimativen Tipps für mehr Klarheit – pardon Klartext:

# 1 Nicht drauflos plappern

Die Eckdaten der zur Diskussion stehenden Situation bereite ich penibel vor. Was spricht dafür, was dagegen? Habe ich dafür Lösungsansätze? Welches Ziel möchte ich dabei erreichen? Ich schreibe mir das Wort für Wort auf. Oft kommt es sogar vor, dass ich mir die Sätze laut vorsage. Wie wirkt es auf mich? Wie würde ich darauf reagieren? Mir persönlich hilft das sehr.

#2 Keine Wortakrobatik!

Möchtest Du verstanden werden, dann sprich die Sprache, die dein Gegenüber versteht. Also: Verzichte auf Fachjargon, Juristendeutsch, Zahlen und Floskeln.

 

#3 Nicht nur „WAS“, sondern auch „WIE“

Tonalität ist das A und O in der Kommunikation, vor allem dann, wenn’s um Kritik geht. Zugegeben: Mein Schwachpunkt 😉. Emotional aufgeladen, gehe ich ab wie eine Rakete: Auf und davon. Besser ist: Sachlich, auf Augenhöhe, mit Respekt und Wertschätzung kommunizieren. Kurz und knackig.

#4 Sandwich-Kritik – Nein Danke!

Ich bin kein Freund von Zuckerbrot und Peitsche. Im Gegenteil. Ich selbst bleibe bei Lobeshymnen zunächst einmal misstrauisch. Argwöhnisch warte ich ab, was danach kommt. Schwuppdiwupp aus dem Nichts: Der Haken an der ganzen Sache. Habe ich’s doch gewusst! Starke Töne und klare Botschaften nie mit einem Zuckerguss überziehen! Dies hinterlässt beim Gegenüber immer einen schalen Beigeschmack.

#5 Trau Dich!

Die Situation kennt jeder von uns: Du sitzt vor deinem E-Mail-Entwurf und frägst dich: «Kann ich das wirklich SO schreiben?» Sag immer, was dir wichtig ist, achte auf deine Schreibweise, sei auch mal humorvoll und nicht immer bierernst. Drück dich klar aus, halte dich kurz und prägnant.

#6 Konsequent bleiben

Auch in Zukunft Klartext sprechen? Mach das! Und sei ausdauernd! Klare Ziele müssen häufig immer wieder erklärt werden! Steh zu deinem Wort und deinen Taten.

Fakt ist: Wer Klartext redet, riskiert verstanden zu werden 😉