Der Junge mit den brauen Kulleraugen schaut mich neugierig an und wartet auf meine Antwort. „Warum schreibst du so gerne?“ Ich überlege kurz, bin auch etwas verblüfft über die Frage eines 11jährigen und antworte: „Ich liebe Geschichten. Sagen wir so wie du das Fussballspielen.“ Mit dieser Antwort ist er zufrieden und meint vielsagend: „OK.“ 😉
„Schreiben heisst die Welt einatmen“ – Das Sprichwort stammt von der begnadeten Schriftstellerin Doris Dörrie und trifft es auf den Punkt.
Schreib ich, dann schreib ich über mich selbst – noch besser gesagt: Aus meiner Perspektive. Das kann traurig, witzig, stinklangweilig, beschwingend, tiefgründig, befreiend, aufrüttelnd oder auch schmerzhaft sein. Immer sind es Geschichten aus meinem Leben und dem Versuch etwas daraus zu lernen.
Neugierde = Nahrung für den Kopf
Vielmehr ist es aber meine Neugierde, die mich schon früh zu einer Beobachterin gemacht haben: Gut hinsehen, genau hinhören und dann – ganz wichtig – sich Zeit nehmen zu bewerten. Damit lernt man nicht nur viel über sich selbst, sondern jede Menge über die Anderen.
Worüber muss ich schmunzeln oder lachen? Was macht mich nachdenklich oder ärgerlich? Was oder wer beeindruckt mich nachhaltig? Was begeistert mich? Welche Erinnerungen sind besonders schön oder hässlich?
All diese Dinge machen mich zunächst einmal wunderfitzig. Dann crawle ich mich wie eine Suchmaschine durch das Thema, stöbere nach Informationen, ordne diese ein und versuche achtsam darüber zu schreiben.
Sag es keinem weiter
Vorsicht: Nicht alle Geschichten bilden mein eigenes ICH 1:1 ab. Manche Geschichten sind wahr, andere stimmen zu 50 Prozent und ein klitzekleiner Rest sind Räubergeschichten. PSST! Apropos: Räuber: Für mich wird’s dann besonders spannend. Warum? Weil es tatsächlich Menschen gibt, die mich dabei entschlüsseln wollen. Fehlanzeige! Ich bin keine Plaudertasche. Es gibt so was wie Geheimnisse und diese sind bei mir gut aufgehoben.
Schreiben bedeutet: Batterien laden, das Leben feiern, Herzklopf-Momente festhalten, Schreckgespenster vertreiben und auch mal auf die Kacke hauen.