Egal wo: In der Welt der Wellness-Resorts gibt es eine ganz bestimmte Spezies: Den Liegestuhl-Besetzer. Schon im Morgengrauen liegen bereits vereinsamte Handtücher – wie ausgesetzte Hunde – auf den beliebtesten Sonnenliegen in der ansonsten menschenleeren Badelandschaft.
Dumm gelaufen, wenn du dich erst nach einem ausgiebigen Frühstück gemächlich auf den Weg in den SPA-Bereich machst. Ich wünsche dir viel Glück bei der Suche nach einem netten Plätzchen.
Die besten Liegeplätze am Pool sind ja dann bereits markiert. In der ersten Reihe sieht man schliesslich «Meer»: Nahe genug um den Blick versonnen auf die reflektierende blaue Wasserfläche schweifen zu lassen, weit weg von all den nervenden Nebengeräuschen. Bestenfalls in einem idealen Sonne-Schatten-Verhältnis.
Der geübte Liegen-Besetzer geht immer auf Nummer sicher: Nebst dem Handtuch liegen persönliche Dinge. Bücher sind der Klassiker, Flipflops ergänzen den individuellen Touch und die hoteleigenen Körbe sind meist grosszügig über ein oder zwei Liegen platziert. Von den zweibeinigen Liegestuhl-Polonaise-Olympioniken weit und breit keine Spur.
„Cast Away – Verschollen in der Wellness-Oase“
Mit Argusaugen beobachte ich wie ein verdeckter Ermittler die stillgelegten Liegen. Allmählich mache ich mir Sorgen: Ist der Sommerfrischler im Thermalbecken zu weit raus gekrault oder hat ihn der berüchtigte Pool-Hai verschluckt? Möglicherweise kämpft er verbissen mit einer blockierten Toilettentüre oder hat sich im Irrgarten des Hotelkomplexes verlaufen!? Mein Kopfkino ist voll auf Sendung.
Weit gefehlt! Stunden später – gegen Abend – taucht plötzlich ein gut gelaunter sonnengebräunter Backpacker samt Rucksack auf, schnappt sich das Handtuch plus Buch sowie Flipflops und verschwindet auch gleich wieder. WOW … Das war ja ein kurzer Besuch. «Schönen Abend noch!» ruf ich ihm zu. Daraufhin erwidert er: «Dankeschön. Ich habe Kohldampf. Das Abendessen wartet ja bereits.» Logisch: Der Erste morgens am Pool, der Erste beim Saunaaufguss und natürlich auch der Erste am Buffet. Klar! Der Wettlauf um die besten Plätze und das beruhigende Wissen der Siegreiche zu sein, ist halt überlebenswichtig 🤣.
Ich frage mich, wie kann man so etwas schlau lösen? Ich hab’s: Ein Bewegungsmelder könnte Abhilfe schaffen. Pünktlich nach einer Stunde «Nichts passiert» alarmiert der Liegestuhl die Bademeister-Zentrale und gibt grünes Licht für einen frei gewordenen Liegeplatz. Damit es auch beim Besetzer nachhaltig Wirkung zeigt, werden persönliche Dinge in einer Tombola versteigert oder bestenfalls entsorgt. So schaut’s aus!