«Geht da nicht noch was?» Der Optikerkollege drängt mich zu einer Antwort. Oder besser gesagt: Er wünscht jetzt und sofort einen lösungsorientierten Ansatz von mir. Ich überlege kurz und kontere: «Tja. Die Frage lautet doch: Nervt es den Kontaktlinsenträger oder ist es in Wahrheit IHR Problem?»
Zunächst ist es einen klitzekleinen Moment still am anderen Ende des Telefons. «OK, ehrlich gesagt, es stört NUR mich.» AHA. Alles klar!
Ich finde: Perfektionismus ist mehr Fluch als Segen. Oder was meint Ihr? Rund um die Uhr makellos sein? Ist das möglich? Nö. Und überhaupt: Macht ein bisschen tollpatschiges Kuddelmuddel das Leben nicht sogar einfacher, fröhlicher und vergnüglicher? Merkt Ihr was? In Wahrheit möchte ich hier und jetzt eine Lanze für Alle brechen, die nicht päpstlicher sind als der Papst. So wie ich.
Tatsache ist doch: Im wahren Leben und im Übrigen auch bei der Anpassung von Kontaktlinsen ist es jederzeit möglich, Situationen zu verschlimmbessern. Ganz ehrlich: Ich mag dieses Wort sehr und verwende es regelmässig in der Beratung. Keine Frage: Sind es gravierende und unakzeptable Sachverhalte? Logisch, dann wird selbstverständlich gehandelt.
Hier kommt mir gerade der letzte Besuch von meinem TV-Techniker (ich nenne keine Namen 😉) in den Sinn. «Ja mit dem neuen Modem wird dieses Problem aus der Welt geschafft.» Höre ich gerne, war auch so. Aber wer hat mir gesagt, dass ich danach mindestens 100 andere Probleme habe? Durchatmen – auf 10 zählen. OK.
Halten wir fest: Immer noch einen Tick besser sein und die Maxime «Schneller, höher, weiter» like Curt Hennig – sein Name im Ring war Mr. Perfekt – zu leben, ist verdammt schwierig. Und meistens scheitern wir an den eigenen Ansprüchen.
Es ist also eine wahre Kunst, im richtigen Moment eine Sache zu beenden oder als erledigt zu betrachten.
Übrigens: Auch einen Text kann man sehr gut verschlimmbessern😉. Deshalb: „Ich habe fertig!“