„Eines Tages, kurz vor Weihnachten, bat mich Ruby, in meinem Büro vorbeizuschauen, damit ich ihr ein Geschenk für Kyle mitgeben könne. Ich telefonierte gerade, als sie eintrat, aber ich bildete mir ein, etwas sei anders an ihr, ohne es genau benennen zu können. Erst als ich aufgelegt hatte, sah ich, dass ihre Augen, normalerweise von einem Dunkelbraun, das zu ihrem Teint passte, nun blau waren, als hätte ihr jemand runde Plastikknöpfe auf die Iris geklebt. Ruby fragte, ob etwas nicht in Ordnung sei.
Was ist mit Deinen Augen?
Ach so. Sie lachte. Das sind Kontaktlinsen, Barack. Die Firma, in der ich arbeite, stellt kosmetische Linsen her, ich kriege sie billiger. Gefallen sie Dir?
Deine Augen sahen doch okay aus, wie sie waren.
Ist doch nur ein Spass, sagte sie und senkte den Blick. Kleine Abwechslung, verstehst Du.
Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Schliesslich erinnerte ich mich an das Geschenk und gab es ihr.
Für Kyle, sagte ich. Ein Buch über Flugzeuge…, ich dachte, vielleicht gefällt es ihm.
Ruby nickte und steckte das Buch in ihre Tasche. Das ist nett von Dir, Barack, es gefällt ihm bestimmt.
Dann stand sie abrupt auf und strich sich den Rock glatt. Also, ich muss los, sagte sie und eilte hinaus.
Immer wieder musste ich an diesen und auch am nächsten Tag an Rubys Augen denken. Ich hatte ungeschickt reagiert, sagte ich mir, hatte erreicht, dass sie sich dieser kleinen Eitelkeit schämte, sie, die sich kaum eine Eitelkeit leisten konnte in ihrem Leben.“
Aus: „Ein amerikanischer Traum – Die Geschichte meiner Familie“ von Barack Obama