Sehen wie ein Adler!

Bei der Neuanpassung von Kontaktlinsen staunte ich nicht schlecht, als mir mein 16jähriger Kunde ganz präzise und sehr schnelle Antworten in der Brillenglasbestimmung machte. Auch die von ihm erreichte Sehschärfe von Visus 1.6 war überdurchschnittlich.

Im Informationsgespräch war er besonders ernsthaft und sehr wissbegierig. Überhaupt kam er mir erstaunlich erwachsen und „taff“ vor, was ich normalerweise eher von Mädchen in diesem Alter gewohnt bin. Dieser Mensch machte mich also richtig neugierig. Ich fragte ihn interessenshalber zu seinen Zukunftsplänen. Und er meinte daraufhin, dass die Berufswahl ohnehin schwierig werden wird, weil er mit zwischenmenschlichen Beziehungen ein grosses Problem habe. Der Grund dafür sei seine Kontaktstörung, auch unter dem Begriff Autismus bekannt.

Der Autismus ist eine angeborene und unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns. Der Autismus zählt zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen bei einem Menschen. Es betrifft etwa drei von 10‘000 Menschen und ist bei Jungen dreimal häufiger vorkommend als bei Mädchen.

Geschichten über Autisten, die über besondere Sehfähigkeiten verfügen, kennt man bereits schon länger. Eine Frau berichtete einmal, dass sie nachts zum Autofahren häufig vergessen würde, das Licht einzuschalten, weil sie selbst immer den Eindruck habe, scharf zu sehen. Tatsächlich gibt es Studien zur Sehfähigkeit bei autistischen Menschen. Forscher von der Universität Cambridge haben Untersuchungen über die Sehschärfe von Autisten durchgeführt. Die Studienergebnisse waren verblüffend. Die mittlere Sehschärfe der 15 Studienteilnehmer war mit der Sehschärfe von Greifvögeln vergleichbar! Die Autisten konnten bereits in 20 Metern Details sehen, die der Normalsichtige erst in sieben Metern erkennen konnte.

Man geht davon aus, dass die Netzhaut von Autisten über eine atypisch erhöhte Anzahl und Dichte der Zäpfchen verfügt oder/und verschiedene Neurotransmitter im Gehirn für diese unglaubliche Sehschärfe verantwortlich sind.

Mein junger Kontaktlinsenträger ist kerngesund und möchte mit seiner ganz besonderen Persönlichkeit von uns Mitmenschen akzeptiert und nicht als Sonderling abgestempelt werden.

Sind Karotten gut für die Augen?

Vorweg: wer schlecht sieht, wird durch den Genuss von Karotten keinen besseren Durchblick bekommen. Die Sehschärfe lässt sich mit Vitamin A nicht verbessern. Allerdings ist in Karotten Betacarotin enthalten, welches im Körper in Vitamin A umgewandelt wird. Und dort ist das Vitamin A u.a. auch für die Augen, genauer gesagt, für die Sinneszellen der Netzhaut wichtig. In den Sinneszellen, den Stäbchen und Zapfen, wird das Licht in Nervenimpulse umgewandelt. Unser Körper braucht für den Aufbau der Sehpigmente in den Sinneszellen notwendigerweise Vitamin A, ein Mangel würde sich durch Sehprobleme in der Nacht bemerkbar machen.

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Aber woher kommt dann das Ammenmärchen, dank Karotten besser sehen zu können? Dazu gibt es eine kuriose Anekdote: Die britische Luftwaffe setzte im zweiten Weltkrieg zum ersten Mal einen Radar ein. Mit dieser neuen Art der Ortung konnten die Briten auch nachts Treffer landen. Die British Royal Air Force streute das Gerücht, dass die gute Nachtsicht auf den hohen Konsum von Karotten zu begründen sei. Die Bevölkerung in England und auch im Ausland pflanzte nun fleissig Karotten im Garten, um nachts bei den häufig vorkommenden Stromausfällen, besser sehen zu können.

Übrigens, Kohl, Spinat (ich sag nur: Popeye ;-)) und Kürbis enthalten mehr Betacarotin als Karotten. Milchprodukte, Fisch oder auch Leber enthalten sogar das fertige Vitamin A, welches unser Körper direkt aufnehmen kann.