Ideen muss man haben!

Es gibt ja die unterschiedlichsten Möglichkeiten, wie sich Menschen bei einer schlechter werdenden Sehschwäche in die Nähe selbst zu helfen wissen. Die Lesebrille seines Partners verwenden, die Zeitung mit „langen Armen“ halten, die vorhandenen Glühbirnen mit höheren Wattzahlen ausstatten, die Fernbrille abnehmen (klappt nur bei den Kurzsichtigen!) oder einfach aufs Lesen zu verzichten. Erschwert wird dieser Sachverhalt, wenn man sich dazu noch draussen aufhält. Abgesehen von uns korrigierten Kontaktlinsenträgern mit fantastischen multifokalen Linsen 😉 werden die wenigsten Nicht-Linsen-Träger eine korrigierte Sonnenbrille für Ferne und Nähe besitzen. Es gibt aber eine tolle Variante, die ich zuvor auch noch nie gesehen habe. Aufgepasst!

In meinen Skiferien konnte ich während einer Seilbahnfahrt bei einem etwa 50jährigen Mann beobachten, wie er das Problem der Alterssichtigkeit auf seine Weise löste. Um die Skigebietskarte lesen zu können, schob er einfach eine schmale Lesebrille (an der er die Bügel abmontiert hatte!) zwischen Augenpaar und bereits aufgesetzter Sonnenbrille. Das klappt!

Das ganze Manöver stellte sich ein wenig ungelenk dar: Man stelle sich vor, er musste gleichzeitig Lesebrille hineinschieben, Skier und Stöcke halten und mit dem Schwanken der Seilbahn klar kommen. Übrigens: Skischuhe sind dabei nicht unbedingt eine grosse Hilfe, um den unsicheren Stand auszugleichen. Ich hätte Euch so gerne diese Szene fotografisch festgehalten, aber ich habe mich ehrlich gesagt nicht getraut und konnte nur ungläubig dabei zuschauen.

Jetzt oder nie!

Kennen Sie die „72 Stunden Regel“? Mein Kontaktlinsenkunde schaut mich verwundert an. Ehrlich gesagt nein, entgegnet er.

Diese Regel besagt, dass wir ein geplantes Vorhaben innerhalb von 72 Stunden erledigen müssen, weil wir es ansonsten auf einen späteren Zeitpunkt verschieben oder gar nicht mehr anpacken. Wird der erste Schritt nicht gemacht, dann sinkt die Erfolgsquote um ein Prozent. Schuld daran ist, wie so oft, der innere Schweinehund.

Klingt irgendwie einleuchtend, meint er. Ganz unliebsame Dinge schiebt man ja bekanntlich gerne vor sich her. Meinen Sie denn, wir sollten die Versorgung mit multifokalen Kontaktlinsen nun in Angriff nehmen?

Ja genau! Ich bin der festen Überzeugung, dass es jetzt Sinn macht, Versuchslinsen anzufertigen, die Sie dann in Ihrem Alltag testen müssen. Sie werden in Ihrem gewohnten Umfeld die Möglichkeit haben, das System auszuprobieren: jeder hat seine ganz persönlichen Sehforderungen, ein bestimmtes Arbeitsumfeld, individuelle Bedingungen beim Sport oder in der Freizeit. Wichtig ist vor allem, dass man motiviert ist.

Das ist keine Frage, motiviert bin ich und eigentlich, wenn ich ehrlich bin, war die Sicht in die Nähe in letzter Zeit total unbefriedigend. Insofern, muss etwas passieren.

Natürlich ist der richtige Zeitpunkt bei der Anpassung von multifokalen Linsen entscheidend. Der Frühpresbyope kann sich häufig, abhängig von seinem Sehfehler, auch noch ohne Lesehilfe, durch seinen Sehalltag durchkämpfen. Ist aber der Leidensdruck oder das Korrekturdefizit grösser und es kommt immer wieder zu Engpässen beim Lesen, ist der Moment für die Versorgung mit Mehrstärken-Kontaktlinsen genau richtig.

Also, dann packen wir es an!

14 Tage später:
Mein Kontaktlinsenkunde hat mit den ersten Anpass-Kontaktlinsen bereits eine sehr gute Sicht in die Ferne und die Nähe. Mit einem Feintuning werden wir sicherlich noch etwas mehr herausholen können. Er ist jetzt schon total begeistert und hat mir davon berichtet, dass er die „72 Stunden Regel“ nun auch in anderen Bereichen seines Lebens umsetzen wird. Er hat bereits damit begonnen! Sein Ziel für das Jahr 2015 lautet: mindestens zehn Kilo abzunehmen… Die Wette läuft!