Lebensabschnitts-Gefährte

Freude herrscht. Ich habe mir ein neues Auto gekauft. Keinen Gebrauchtwagen, NEIN … Fabrikneu, konfiguriert mit allem Schnickschnack.

Ich betone: Mein neues Fortbewegungsmittel ist weder ein Elektroauto noch ein Hybrid. Es ist mit der Power von 231 Lasagnen ausgestattet und wird liebevoll mit Oktan 98 betankt. Böser Mini 😉.

Nun treffe ich hin und wieder auf Neunmalkluge, die mich ungefragt und mit missionarischem Eifer auf meine aktuelle Ökobilanz aufmerksam machen wollen. Den Seitenhieb in Bezug auf Umwelt oder die «Notwendigkeit heutzutage überhaupt noch ein solches Auto zu besitzen», kontere ich in aller Regelmässigkeit mit dem Totschlag-Argument: «Mein Austin Martin steht in der Garage, aber wenn’s schnell gehen muss, dann nehme ich gerne den Kleinen.“ 🤣 … was natürlich gelogen ist.

Am allerliebsten habe ich diejenigen, die über Nachhaltigkeit und CO2 -Emissionen palavern, als Atomkraftgegner aber das allerneuste Handy besitzen, ihr Billigfleisch in einem „Geiz ist Geil“ – Laden kaufen und jährlich ihre Kurzurlaube nach irgendwo mit dem Flugzeug unternehmen. Was ist das für eine Scheinheiligkeit!

Foto iStock Stefan Lambauer

Ich schreibe doch anderen Menschen nicht vor, wie sie energieeffizient leben oder wie sie sich ernähren sollen. Ich bin ja auch nicht der Umweltminister, ein Ökotrophologe oder eben Besserwisser. Und de facto: Plane ich einen ökologisch korrekten Tag, dann tue ich doch besser gar nichts, denn dann mache ich sicher nichts falsch und liege emissionsfrei auf dem Sofa.

Selbstverständlich bin ich kein Öko-Schwein. Ich spende statt wegzuwerfen, bin im Alltag mit ÖV, dem Fahrrad oder zu Fuss unterwegs, kaufe Fleisch aus artgerechter Haltung, Gemüse aus der Region – dies möglichst saisonal – und unterstütze die lokalen Geschäfte. Ich fühle mich nun wirklich nicht als Klimasünder, werde aber auch nicht die Welt retten können. Deshalb bleibe ich nachhaltig entspannt, habe „Freude am Fahren“ und versuche meinen Mitmenschen möglichst „umweltfreundlich“ zu begegnen.